Freitag, 12. April 2013

Die Frage nach der Motivation – der Versuch einer Spielerklassifikation

Ich möchte gleich mal vorausschicken, dass ihr mich niemals über Deckbau, Card Ratings oder sonstige Strategiethemen schreiben sehen werdet. Das kann ich nicht und überlasse es lieber anderen. Ich spiele auch nicht mehr genug um hier wirklich alle Interaktionen und Synergien beurteilen zu können. Ich schreibe lieber über Menschen und was in ihnen so vorgeht. So manch Leser  wird sich jetzt gleich mit dem Gedanken „was soll der dieser Psycho-Kram jetzt“ angewidert abwenden. Schade, aber ich kann es auch nicht alle recht machen. Was ich weiß, dass jeder der weiterliest mit Sicherheit einige vergnügliche Minuten/Stunden (abhängig von der Lesegeschwindigkeit) haben wird.

Ich beschäftige mich einfach gerne mit Menschen und am liebsten setze ich mich mit der Frage auseinander was die Menschen so bewegt. Tja, und so manch einer wird es nicht glauben mögen, aber auch YGO Spieler sind Menschen – manchmal zumindest (wenn sie z.B. nicht gerade wie Geier über Aas kreisen). Ok, genug des Sarkamus, ich möchte euch heute meine YGO-Spieler Klassifikation vorstellen:
Der Plusmeister

Der Plusmeister beschäftigt sich mit dem TCG eigentlich nur, weil er es als Einkommensquelle sieht. Entweder weil er davon leben muss oder gerne sein Taschengeld aufbessern möchte. Er spielt also nicht wirklich YGO, sondern ist mehr am Plusmachen und Geiern interessiert. Wie kommt er also dazu? Da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: kleine Kinder abziehen zählt sicher zu den Beliebtesten und Profitabelsten. Leider werden auch die Kleinen mit der Zeit älter und klüger. Die Plusmeister müssen also immer länger suchen und viel Zeit investieren um noch die übliche Gewinnspanne zu erzielen. Um möglichst schnell an Plus zu kommen hat sich in den letzten Jahren die Methode des Würfelns erfolgreich etabliert. Zu meiner Zeit wurde noch um Karten gespielt, d.h. die gewonnen Karten waren hart verdient. Jetzt wird einfach nur mehr um einen Stapel gewürfelt und eingestreift. Pervers … aber effektiv. Da geht’s dann schon mal um drei oder vierstellige Beträge. Der Plusmeister ist neben ebay auch gerne auf tcgmarket unterwegs und hat dort eine hohe vierstellige Zahl an Karten eingestellt.
Der Wettkämpfer
Der Wettkämpfer ist v.a. daran interessiert sich mit anderen Spielern zu messen. Es geht ihm darum herauszufinden wie gut er ist und wo seine Grenzen liegen. Der Wettkämpfer sucht nicht den Erfolg um jeden Preis, weil der ist nichts wert. Erfolg will verdient sein.
Die Möglichkeit sind vielfältig: er kann ein Deck netdecken und u versuchen besser abzuschneiden als sein Erfinder. Er nimmt ein paar Veränderungen am Deck vor um es seinen Vorstellungen und seinem Spielstil anzupassen, der Grundbuild wird nicht verändert. Alternativ, und das sieht er als besondere Herausforderung an, probiert er ein eigenes wettbewerbsfähiges Deck zu entwickeln und dieses zu optimieren. Seine Anerkennung ist der Erfolg. Er liebt den Nervenkitzel eines Turniers. Er genießt die Anspannung und die Atmosphäre vor einer großen YCS. Diese lassen ihn richtig aufleben und motivieren ihn zu Höchstleistungen.
Der Ranglistengeier
Der Ranglistengeier ist in erster Linie an Punkten interessiert. Er spielt Turniere nur für die Punkte in der weltweiten Cossy Rangliste und umso leichter verdient desto besser. Am liebsten spielt er gegen kleine Kinder, weil die sowieso ein Autowin sind. Besonders beliebt war eine Zeit lang auch das Turnier faken um sich selbst oder einen beliebigen Spieler zu pushen. Da wurden in der Woche 10 Turniere mit Dummy-Spielern „veranstaltet“ und alle vom selben Spieler gewonnen nur um einen möglichst hohen Platz in der Rangliste einzunehmen. Was tut man nicht alles für den Erfolg und die Anerkennung. Er zieht seine Anerkennung aus einer hohen Platzierung in der Liste.
Der Hobby-Spieler
Dem Hobby-Spieler geht es in erster Linie darum Spaß beim Spielen zu haben. Er trifft sich dazu gerne mit einer Gruppe von Gleichgesinnten, um sich dann gemeinsam mit dem Hobby zu beschäftigen. Dabei wird gelacht, geblödelt und natürlich über Karten, Decks und Strategien gefachsimpelt. Es geht auch gar nicht darum Recht zu haben, irgendwas besser zu wissen oder jemanden zu übertrumpfen, sondern darum sich auszutauschen und voneinander zu profitieren. Auf Turnieren spielt er am Liebsten eigene Decks und setzt seine eigenen Ideen um. Es freut ihn natürlich wenn er gewinnt und seine Idee funktioniert, aber der Erfolg ist nebensächlich. Das Gefühl der Gemeinschaft steht bei ihm im Vordergrund.
Der Deckbuilder
Der Deckbuilder ist für mich eigentlich eine Unterart des Wettkämpfers. Der Deckbuilder versucht in erster Linie immer wieder neue Decks zu entwickeln und diese zur Turnierreife zu führen. Oftmals spielt er seine Decks nicht einmal selbst sondern stellt sie anderen, besseren Spielern zur Verfügung. Seine Motivation liegt darin Strategien zu testen und unter den gegebenen Rahmenbedinungen zu optimieren. Er sieht sich selbst als Stratege auf dem Schlachtfeld des Metagames.
Es gibt sicherlich noch viele weitere Motivationsfaktoren die Menschen bewegen. Ich glaube jedoch, dass ich die im Zusammenhang mit YGO Wichtigsten aufgezählt habe. Ich sehe die Liste weder als vollständig noch als abschließend an. Solltet ihr noch weitere Vorschläge und Ideen haben bin ich gerne bereit die Liste zu erweitern. Es gibt sicherlich auch Spieler, die viele oder sogar alle der oben genannten Eigenschaften in sich vereinen bzw. in unterschiedlichen Situationen gerade bestimmte Persönlichkeitsanteile hervorkehren. Wie sind eure Erfahrungen damit?

Abschließend möchte ich noch betonen, dass ich mit diesem Artikel niemanden persönlich angreifen möchte. Er entstammt lediglich meiner Phantasie.

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